Neulich saß ich so zusammen mit Freunden, trank eine gereifte Flasche trocknen Rotwein und genoss die illustre Gesellschaft. Wir plauderten locker und heiter über die Dinge des Lebens und die Welt als Ganzes, als plötzlich einer meiner Kompagnons zu uns meinte: „Freunde, lasst uns etwas spielen.“ Der Vorschlag fand bei allen sogleich eine flächendeckende Zustimmung und wir entschieden für uns für einen Klassiker des einfachen Kartenspiels: Mau Mau.
Doch warum funktioniert dieses gesellige Spiel eigentlich auch heute noch nach wie vor? Während wir also in die erste Runde gingen, begannen wir zeitgleich eine Analyse über das Geheimnis eines guten Gesellschaftsspiels…
Die Vorbereitung:
Man nehme ein Handelsübliches Skat-Spiel bestehend aus 32 Karten der Farbpalette Karo, Pik, Kreuz und Herz, einen ausreichend großen Tisch und (für einen erhöhten Spaßfaktor) mindestens drei Mitspieler. Nun mische man die Karten ordentlich durch und verteile anschließend jeweils sieben Karten an die Spieler. Die verbleibenden Karten belasse man auf einem zugedeckten Stapel. Die oberste Karte des Stapels lege man letztlich aufgedeckt daneben. Damit schließe man die Vorbereitung ab.
Das Ziel des Spiels:
Das Ziel ist erquickend simpel. Durch ablegen muss man versuchen sich seiner Handkarten wieder zu entledigen. Wem dies als erster gelingt, hat die Runde gewonnen.
Die Grundregeln:
Der rechte Mann neben dem Kartengeber beginnt das Spiel und versucht die Erste seiner Handkarten auf die aufgedeckte Karte neben dem Stapel zu legen. Ablegen kann man dabei wie folgt:
Farbe auf Farbe ist zulässig, insofern es sich um dieselbe handelt (Beispiel: Herz auf Herz).
Ebenso verfährt man mit gleichen Zahlen (Beispiel: 10 auf 10) und gleichen Bildern (Beispiel: König auf König). Wer nicht bedienen kann, der muss eine Karte ziehen. Könne er immer noch nicht bedienen, so verbleibe die neue Karte in seinen Handkarten und derjenige müsse in diesem Zug aussetzen.
Ausnahmen/ Sonderregeln:
Doch wo Regeln herrschen, gibt es auch Fallen und Ausnahmen, die dem Spiel erst die richtige Würze verleihen. So steht es auch mit Mau Mau. Gerade Achten, Siebenen und Buben genießen einen Sonderstatus.
Wer eine Sieben ausspielt, der bestraft seinen Nächsten. Dieser muss nämlich sofort, selbst wenn er bedienen können, zwei Karten vom Stapel ziehen. In manchen Gegenden und Familien gibt es hier jedoch eine Sonderregel, durch die er dies verhindern kann, indem er selbst eine weitere Sieben – insofern er darüber verfüge – aus seinen Handkarten spiele. Dies trifft den Dritten umso bitterer, der nun die Summe dessen, nämlich gleich vier Karten, ziehen muss. Da es von der Sieben gleich vier gibt, geht dieses heitere weiterschieben bis zu einer maximalen Anzahl von Acht zu ziehenden Karten.
Wer sich für das Ausspielen einer Acht entscheidet, der Ärgert seinen Nächsten auf einer andern Art: nun muss für diesen Zug ausgesetzt werden. Auch dieses Spiel lässt sich reihum weiterschieben, indem man eine weitere Acht oben drauf legt. Spätestens den Fünften wird es jedoch treffen. Er muss eine ungewollte Auszeit nehmen.
Mit einem Buben darf man sich eine Farbe wünsche. Der Nächste muss diese Farbe bedienen. Gelingt es ihm auch durch Nachziehen vom Stapel nicht, ist der Dritte dran. Auch auf ihn könnte nun dasselbe Schicksal treffen. Dies geht so lange bis eine Karte der gewünschten Karte auf dem Boden liegt. Dann nimmt das Spiel wieder seinen gewohnten Rhythmus ein.
Manche – und das ist in gehobener Gesellschaft eigentlich verpönt – variieren auch hier die Spielregeln und erlauben es den Teufelskreis durch einen zweiten Buben zu durchbrechen. Wer sich für diese Variante entscheidet, der darf sich nun selbst ein Kartenfarbe aussuchen.
Die letzte Karte:
Gelingt es, dass nur noch eine Karte in der eigenen Hand ist, so ist es die Pflicht desjenigen sogleich den Ausruf „Letzte Karte“ zu tätigen. Wird dies vergessen, muss eben jener sogleich ein Karte vom Stapel ziehen.
Wird im nächsten Zug die letzte Karte tatsächlich ausgespielt, so heißt es erneut den Taten Worte folgen zu lassen. Bei einer einfachen Karte genüge hier ein „Mau“. Handele es sich jedoch bei der letzten Karten um einen Buben, heißt der Ausruf „Mau Mau“. Würde dies versäumt werden, müsse man in beiden Fälle erneut eine Karte vom Stapel ziehen. Man sollte nun jedoch nicht vergessen „Letzte Karte“ auszurufen, sonst würde eine zweite Karte der Ersten folgen.
…welche Überraschung für uns, dass ein Spiel mit so wenig Regeln, so fesseln zu vermag. Es scheint also, dass jenes Geheimnis in der Einfachheit der Dinge begründet liegt. Und so fanden wir plötzlich nicht nur das Geheimnis eines guten Gesellschaftsspiels heraus, sondern am Ende wieder zurück zu unserem eigenen Leben. Denn glich nicht auch für uns eben gerade jene Runde von Freunden einem perfekten Zustand, der durch einen einfachen Umstand des Beisammenseins und Austauschen hervorgerufen wurde? Wir entschieden uns für ein klares „Ja“.